Familienangehörige melden sich
Im Jahre 2012 verstarb mein Opa ganz plötzlich. Für meine Oma war das ein großer Schock, denn von nun an war sie auf sich allein gestellt. Ich versuchte ihr zu helfen so gut es ging. Ebenso meine Mutter. Aber meine Mutter war auch nicht mehr die jüngste. Auch sie erkrankte und verstarb schließlich im Jahre 2015 an Darmkrebs. Jetzt war ich ebenfalls auf mich allein gestellt.
Vor der Beerdigung meiner Mutter passierte etwas, was ich niemals für möglich gehalten hätte. Es war an einem Tag im August, es war warm und die Sonne schien. Früh morgens zirka 9 oder 10 Uhr. Ich war gerade in meiner Wohnung, genauer gesagt im Wohnzimmer meiner Wohnung und wollte frühstücken. Die Sonne schien zum Balkonfenster herein, direkt auf eine Wand wo meine Couch stand. Irgendetwas lenkte meinen Blick auf diese Wand. Ich erblickte eine Silhouette, die Silhouette eines Mannes, der seltsam gekleidet war. Er war ziemlich groß und hager, und er hatte einen seltsamen Hut auf dem Kopf. Es war ein sogenannter Dreispitz. Der Mann ging durch die Wand als wäre es ein Tor oder ein Portal. Ich rief noch hinterher, wo er wohl hin wolle und er solle zurück kommen. Aber da war er auch schon verschwunden als hätte es das Ganze nie gegeben. Ich habe Minuten gebraucht um wieder auf den Boden der Tatsachen zurück zu kommen. Das Erlebnis ging mir nicht mehr aus dem Kopf. Ich erzählte das Ganze meiner Oma. Die erzählte mir dann, dass wir einen Verwandten in England haben, der Richard heißt. Er arbeitete viele Jahre beim Theater und spielte viele verschiedene Rollen. Ausserdem liebte Richard Pferde über alles. Er war ein richtiger Pferdenarr. Leider ist er mit 46 Jahren verstorben. Meine Oma zeigte mir ein Foto von Richard. Der Mann auf dem Foto hatte denselben Hut auf, wie der Mann den ich in meiner Wohnung gesehen hatte. Es war ein hübscher junger Mann, hochgewachsen, theatermäßig gekleidet mit einem dunklen Gehrock und einem Dreispitz-Hut auf dem Kopf. Neben ihm ein Pferd, eine schwarze prächtige Stute.
Zur Beerdigung meiner Mutter beschloss ich ein paar Fotos zu machen. Es war äußerst schmerzhaft ihr für immer Lebewohl zu sagen. Die Beerdigung wurde vom Bestattungsinstitut sehr schön ausgerichtet. Die Fotos jedoch habe ich sehr spät entwickelt. Zu spät, denn sie enthielten eine Botschaft an mich. Als ich die Fotos ein halbes Jahr später entwickelte, entdeckte ich etwas, was meinen Atem stocken ließ.
Meine Mutter war bei ihrer eigenen Beerdigung dabei. Sie steht hinten an der Friedhofsmauer und beobachtet uns wie wir sie zu Grabe tragen.
Ich habe mir mehrmals die Augen gerieben, weil ich nicht geglaubt habe was ich sehe. Man sieht deutlich ihr Gesicht und einen Teil des Torsos. Alles sehr durchscheinend und transparent. Sie schaut erstaunlich gut aus, so frisch und jung, nicht zu vergessen ihre wundervollen lockigen Haare. Sie hatte wunderschöne Haare. Wahrscheinlich wollte sie mir zeigen, dass es ihr gut geht dort wo sie jetzt ist. Meine Mutter war eine bemerkenswerte Frau mit einem großen Herzen.
Meine Oma hat den Tod meiner Mutter nicht verkraftet und sie wurde zum Pflegefall. Ich habe sie in Pflege genommen. Die meiste Zeit verbrachte ich mit ihr zusammen in ihrer Wohnung. Sobald es dunkel wurde, stellte ich immer eine kleine Lampe auf dem Korridor auf, um ein wenig Licht zu haben. Meine Oma wollte immer nicht, dass ich das große Licht anmache, so musste eben eine kleine Tischlampe herhalten.
Eines Abends schauten wir Fernsehen und die Lampe auf dem Korridor brannte wieder. Auf einmal begann die Lampe zu flackern. Das Flackern hielt ziemlich lange an und mit einem Schlag war wieder alles vorbei. An den folgenden Tagen versuchte ich mich über Verstorbene im Internet zu informieren. Und in den Abendstunden behielt ich die Lampe im Auge. Jetzt flackerte sie fast jeden Tag. Eines Abends, es war schon sehr spät, bemerkte ich einen Geruch, der in meine Nase stieg. Es roch nach frisch aufgehäufter Friedhofserde, als hätte man soeben jemanden unter die Erde gebracht. Der Geruch war so intensiv, dass ich dachte der oder die Verstorbene steht direkt neben mir. Erst jetzt begann ich zu verstehen, dass sie uns wahrscheinlich besuchen kommen um zu sehen wie es uns geht und was wir machen. Sofort dachte ich an meine Mutter und an meinen Opa.
Auch meiner Oma ging es gesundheitlich bald schlechter. Nach mehreren Krankenhausaufenthalten verstarb sie schließlich zuhause in meinem Beisein. Die letzten Tage ihres Lebens waren die schlimmsten in meinem Leben.
Jetzt hatte ich nur noch einen Verwandten, meinen Onkel. Ich war in der Zwischenzeit in dasselbe Haus gezogen in dem mein Onkel wohnte. Direkt neben ihm. So konnte ich mich besser um ihn kümmern. Leider verstarb auch er nach 2 Jahren. Er ließ mich allein zurück. Zirka ein halbes Jahr nach seinem Tod hat er sich bei mir gemeldet auf eine Weise, die ich ihm gar nicht zugetraut hätte. Ich hatte mir damals eine neue App heruntergeladen, so eine Art Mikrofon und die probierte ich aus ohne an die Folgen zu denken was passieren könnte. Ich schaltete das Mikrofon in den Abendstunden ein, als es schön still war. Nach ein paar Minuten spielte ich die Aufnahmen ab. Was ich in den ersten 2 Minuten zu hören bekam, ließ mich erschaudern. Jemand rief meinen Namen auf eine Weise wo man Gänsehaut bekommt. Ich habe die Aufnahme mehrmals abgespielt und outete die Stimme meines Onkels.
Er ruft tatsächlich meinen Namen.
Eigentlich kann ich nur gutes über die Geisterwelt berichten, jedenfalls über meine Verstorbenen.
Eines Tages, es war kurz nach dem Frühstück, vernahm ich einen seltsamen Geruch in meiner Wohnung. Es roch plötzlich nach Desinfektionsmittel, obwohl ich gar keins in meiner Wohnung hatte. Schlagartig schoss mir nur ein Gedanke durch den Kopf, es kann nur meine Mutter sein. Genauso roch es bei ihr auf Station als ich sie im Krankenhaus besuchte. „Bist Du es Mutti?“, sagte ich leise. „Gib mir ein Zeichen, wenn Du es bist. Du darfst mich anfassen wenn Du möchtest.“ Leider passierte zu diesem Zeitpunkt noch gar nichts. Erst viel viel später. Den Geruch von Desinfektionsmittel habe ich noch sehr oft wahrgenommen, aber eine Berührung ihrerseits bis dahin noch nicht. So habe ich angefangen mit den Verstorbenen zu kommunizieren. Ich habe mit ihnen gesprochen, ihnen gesagt wo sie mich berühren dürfen etc. Ich habe jeden Verstorbenen eine Stelle zugewiesen wo sie mich berühren dürfen und habe mir alles notiert. Es dauerte einige Tage bis einer von ihnen den Anfang machte, aber es geschah. Ein leichtes angenehmes Prickeln war auf meinen Arm zu spüren. Erst ganz zaghaft, dann ließ mich derjenige gar nicht mehr los. Es was meine Mutter, die den ersten Schritt gewagt hatte. Die anderen folgten mit der Zeit. Meine Oma hält meine Hand und streichelt sie wenn ich im Bett liege.
Schon zu Lebzeiten hat sie meine Hand gehalten und gestreichelt. Und mein Opa streichelt mir über die Haare. Das knistert manchmal so schön. Dieses angenehme Gefühl wenn man von ihnen berührt wird, dieses leichte Prickeln, als würde ein leichter Strom durch uns fließen. Ich rede oft mit meinen verstorbenen Verwandten, nicht nur laut sondern meistens in Gedanken. Ausserdem erkenne ich jeden einzelnen am Geruch. Jeder meiner Verstorbenen hat eindeutig sein Markenzeichen und ist somit unverkennbar. Außerdem begleiten sie mich tagtäglich und geben mir das Gefühl, dass ich nicht alleine bin, auch wenn sie für mich nicht sichtbar sind, sind sie dennoch da. Was wird erst passieren wenn ich diese Welt verlasse und zu ihnen ins Jenseits komme?
Die Wiedersehensfreude wird unbeschreiblich sein!